„Hast du Lust, mit mir spontan Ende des Monats den Swimrun am Cap de Creus zu machen?“ Mit dieser Frage begann mein „etwas anderer“ Saisonabschluss. Zwar stand Swimrun auf  meiner to-do-list, aber eigentlich für nächstes Jahr. Egal, meine Neugier war geweckt. An der Costa Brava kannte ich bis dato dank Rainbow Tours auch nur Lloret de Mar, eine Erweiterung des Horizonts konnte also nicht schaden. Ein Blick in das Video der letzten Veranstaltung, ein kürzerer Blick in die Landkarte, das Cap de Creus liegt Nahe der französischen Grenze ganz im Norden der Costa Brava, wo die Pyrenäen ins Mittelmeer fallen, ein noch kürzerer Blick in die Ausschreibung und ich hatte nur noch einen Gedanken im Kopf – Logistik!!

Da die Gedanken dann erst einmal um Flug, Hotel und die Ausrüstung kreisten, habe ich mich mit dem eigentlichen Wettkampf erst viel später beschäftigt. Nachdem Flug und Hotel gebucht waren, stellt sich dann aber doch die eine oder andere Frage:

Eigentlich wollte ich doch in den Pyrenäen Radfahren, wie in aller Welt bin ich auf die Idee gekommen, jetzt alles das, was ich nicht so gut kann, zu machen? 5 Km Schwimmen im Mittelmeer? Warum steht im Racebook eine Pfeife bei der Pflichtausrüstung? Nein, jetzt nicht an die Titanic denken, im Mittelmeer werden schon keine Eisberge rumschwimmen. Außerdem habe ich mit Dorit ja einen Schwimm- und Orientierungsprofi an meiner Seite. Ich bleibe dann erstmal im Wasserschatten, zumal sich die 5 Km auf 7 Abschnitte aufteilen. 18km Laufen, aufgeteilt auf 8 Teilstrecken?

Kaum der Rede wert, zumal wir ja nächste Woche noch einen Halbmarathon zu Übungszwecken von wegen der Streckenlänge laufen. Dass da „Trail“ stand, habe ich bewusst oder unbewusst überlesen, vielleicht waren es auch die heimischen Crossläufe, die ich im Kopf hatte, zum Nachdenken war es jetzt aber ohnehin zu spät, da die Anreise unmittelbar bevorstand.

Hier stellten sich dann ganz andere Fragen: Der Streik in Hamburg, die Unruhen in Barcelona und vor allem das Unwetter in Katalonien sorgten dafür, dass keine Zeit zum Nachdenken blieb. Von Streik und Unruhen blieben wir zum Glück verschont, die Reste des Unwetters waren jedoch beim Anflug auf Barcelona deutlich zu spüren. An Schwimmen wäre nicht zu Denken gewesen, zumal die Ein- und Ausstiege beim Schwimmen teilweise direkt über die Felsen erfolgen sollten. Also hoffen, dass sich das Meer wieder beruhigt und wir sollten Glück haben!

Zur Wettkampfbesprechung am Vorabend, die zum Sonnenuntergang unter freiem Himmel durchgeführt wurde, glich das Meer bereits wieder einem Ententeich, also beste Voraussetzungen auch für Nichtschwimmer. Dass diese spanisch und französisch war, stellte kein Problem dar. Oui, anders als beim Triathlon bleibt die Boje außen, so dass man zwischen Land (Felsen) und Boje schwimmt. Ca va. Ein nochmaliger Hinweis auf Trailschuhe als Pflichtausrüstung? Die Worte habe ich vernommen, der Inhalt prallte aber weiterhin an mir ab. Die Bilder der Nationalparks, den wir am nächsten Tag durchqueren sollten, waren einfach zu beeindruckend.

Zum Start am nächsten Morgen am Hafen von Roses versammelt, war dann auch nur die Frage: Wann geht es endlich los?! Die Stimmung toll, überall strahlende Gesichter! Das kennt man von Triathlon- Veranstaltungen sonst auch nicht. Schon das Loslaufen genießen? Auch neu, wobei mich Dorit hier durchaus ein wenig (mehr) bremsen musste. Der entscheidende Hinweis: Das nächste befestigte Stück ist übrigens der Zieleinlauf. So langsam dämmerte mir, was mich erwarten sollte, was ich auf dem Leibchen zwar gesehen, aber in 2- dimensional nicht realisiert hatte. Es ging wortwörtlich über Stock und Stein, beim Laufen und beim Schwimmen. An den Schwimmeinstiegen mussten wir teilweise über die Felsen ins Wasser klettern, im Zweifel auf allen Vieren (Trailschuhe, da waren sie wieder). Das Tolle am Swimrun ist dabei, dass man die Anstrengung aufgrund der abwechslungsreichen Strecke (fast) gar nicht merkt und die Zeit wie im Fluge vergeht. Erst recht, wenn man auf so einer tollen Naturstrecke unterwegs ist.

Erst als mir beim Schwimmen kalt wurde, verriet mir meine Uhr angesichts der Wettkampfdauer, dass ich vielleicht ein wenig unterzuckert sein könnte und es nicht wirklich an 19 Grad Wassertemperatur liegt. Also die nächste Verpflegungsstation mitnehmen, wobei: Spanische Gels sind zum Abgewöhnen, also sollte man besser ein paar Reserven dabeihaben. So ein Swim- Run- Gurt ist besser als jede Handtasche. Getränke? Müssen bei der Streckenlänge auch sein, im Nationalpark wäre aber jede Form von Müll ein NoGo. Hier präsentierte sich Spanien absolut vorbildlich: Im Starterbeutel gab es einen Silikonbecher, den wir in den Neo knautschen konnten. Eimerweise Melkfett vor dem längsten (und vorletzten) Laufabschnitt von 6400 Metern? Ich mache einfach das, was alle machen, zugreifen, auch wenn es vor dem Laufen komisch daherkommt. Genau richtig, denn bei 4 Stunden im Neo scheuert es irgendwann. Außerdem bin ich mir sicher, dass Melkfett verdunstet oder warum ist das vom Start schon verschwunden?

Muss an der Luft liegen.

Für die lange Strecke schoss mir allerdings eine andere Frage in den Kopf: Schmilzt man nicht irgendwann aus dem Neo? Nein, tut man nicht, das nächste Schwimmen herbeisehnen allerdings schon. Das eigentliche Problem der langen Strecke: Sie war 3x so hoch wie lang. Bergauf war es nur anstrengend. Bergab allerdings hatte ich dann endlich die Sache mit den Trailschuhen verstanden. Im Laufschritt ging es über Felsen und Baumwurzeln in Richtung des letzten Schwimmens. Da die Oberschenkel jetzt doch schon ein wenig ermüdet waren, eine echte Herausforderung. Ein Vergleich mit heimischen Cross- oder Waldläufen? Ich habe noch nichts gemacht, was dem auch nur ansatzweise geglichen hätte. Also jetzt nur nicht stolpern, damit wir das letzte kurze Schwimmen und den Zieleinlauf über die Promenade von Cadaquès auch genießen können. Das haben wir super hinbekommen und nach kurz(weilig)en

4:01 Std. mit einem strahlenden Lächeln die Ziellinie überquert. Die Betonung liegt dabei bewusst auf dem wir, denn diese Art des Wettkampfs als Team mit einer tollen Partnerin an der Seite ist so anders als Triathlon als Einzelkämpfer und überall die strahlenden Gesichter über die (gemeinsam) erbrachte Leistung zu sehen hat einfach nur Spaß gemacht. Treppen eine Woche lang nur rückwärts runter?! Egal!

Susi